Ambulant vor Stationär und die Folgen für die Spitallandschaft
Die Strategie «ambulant vor stationär» rückt immer mehr in den Vordergrund, denn stationäre Spitalaufenthalte wachsen kaum aber ambulante Behandlungen nehmen hingegen zu. Auch erhalten ambulante Tarife mehr an Gewicht. Vor allem Regionalspitäler stehen vor der Aufgabe, sich neu zu erfinden. Forciertes Wachstum ist dabei nicht der Weisheit letzter Schluss. Je nach Spezialisierungsmöglichkeiten und geografischer Lage fährt man mit horizontalen und/oder vertikalen Vernetzungen besser.
Viele Spitäler haben in die bauliche Erneuerung investiert oder planen dies noch zu tun, um eine Wachstumsstrategie zu implementieren. Die Gründe sind nachvollziehbar. Wer heute unter 5'000 stationäre Aufenthalte pro Jahr ausweist, leidet zunehmend darunter, dass die Versorgung vermehrt, ambulant erfolgt. Gerade in kleineren Häusern ist bei immer mehr Indikationen eine nicht-stationäre Behandlung möglich. Die postoperative Betreuung erfordert keinen mehrtägigen Spitalaufenthalt mehr. Zudem sinkt die Anzahl Zusatzversicherter und damit deren Beitrag zur Kosten- und Investitionsdeckung.
Finanzielle Fesseln und Bevölkerungsentwicklung
Um stationäre Kapazitäten auszulasten, setzen viele Häuser auf mehr Volumen – coûte que coûte. Aus Sicht von H Focus ist eine derartige Wachstums- und Verdrängungsstrategie allerdings risikobehaftet. Verantwortliche nehmen mit massiv über Fremdkapital finanzierten Neubauten ökonomische Unwägbarkeiten in Kauf. Zur Erinnerung: Die Tragbarkeitsschwelle für Hypotheken an Privatpersonen liegt – staatlich gewollt - nach wie vor bei einem Zinssatz von 5 Prozent. Ebenso sollte man bisheriges Bevölkerungswachstum in Boomregionen nicht vorschnell auf die Zukunft extrapolieren. Eine strategische Alternative zum Wachstum à tous prix liegt daher in einer bewussten Fokussierung auf das medizinische Basispaket. Das Spital konzentriert sich auf Leistungen im Sinn einer «ehrlichen», durch und durch fachkompetenten Grundversorgung und kauft alle Supportleistungen konsequent ein. Ein Pluspunkt dieses Ansatzes sind die niedrigen Investitionsaufwendungen und eine starke Verankerung dank der regionalen Orientierung der Ärzte.
Vernetzungsoptionen: wer sucht, der findet
Bei sorgfältiger Betrachtung des Umfeldes lassen sich für viele Spitäler massgeschneiderte Vernetzungsoptionen als Basis künftiger Alleinstellungsmerkmale identifizieren. H Focus unterscheidet dabei drei Grundtypen. Die horizontale Vernetzung setzt primär auf den Zusammenschluss mit benachbarten Grundversorgern. Mehr Patienten aus der Region bei geringeren Vorhalteleistungen muss das Motto lauten. Das gelingt, wenn die Zahl der Standorte mit stationärem Leistungsangebot reduziert wird. Den USP formen unter anderem die intensive Beziehung zu den Hausärzten und die Gatekeeper Funktion zum Zentrum.
Demgegenüber bildet bei einer vertikalen Vernetzung mit dem Zentrumsspital die lokale Grundversorgung mit Qualitätssiegel der Spezialmedizin das Rückgrat. Der Spezialistenzugang ohne Verzug, durchgängige Patientenwege sowie lokale Ansprechpartner sind Pluspunkte dieses Ansatzes.
Dem Leitsatz «von der Region, für die Region» schliesslich folgt eine vertikale, lokale Vernetzung. Zum Erfolgsrezept gehört hier eine gute Koordination von Akutspital, Langzeitpflege, Hausärzten und Spitex. Die vertikalen Vernetzungsstrategien sind weniger investitionsintensiv als forciertes Wachstum mit Neubau.
Welchen Weg auch immer ein Regionalspital strategisch einschlägt, entscheidend für seine Zukunftstauglichkeit ist, ob es ihm gelingt, der regionalen Bevölkerung einen Mehrwert zu bieten. Dabei kann nicht der «letzte medizinische Schrei», die hoch-spezialisierte Leistung im Zentrum stehen, sondern vielmehr die Übernahme der Lotsenfunktion im «Gesundheitsdschungel». Die Identifikation des Potenzials sollte nicht von Wunschdenken, sondern von gesundem Realitätssinn geprägt sein.
Oft werden im Zuge der «ambulant vor stationär»-Strategie die TARMED und TARDOC Tarife genannt. H Focus bietet professionelle Beratung im Gesundheitswesen. Wir klären mit Ihnen die offenen Fragen und bieten Ihnen weitere Dienstleistungen in den Bereichen: medizinische Kodierung und Medizincontrolling an. Daneben beraten wir Sie bei DRG und unterstützen Sie bei der REKOLE-Zertifizierung.